Britischer PLCE Rucksack „Bergen“

 

In den letzten Tagen haben uns mehrere Anfragen erreicht mit Inhalten wie: „Macht ihr jetzt auf britisch ? oder „Steigt ihr auf DPM um?“ und natürlich „Kann ich euch BW Ausrüstung günstig abkaufen?“. Die Antwort auf drauf ist natürlich NEIN. Wir ändern unsere Reenactmentausrichtung nicht auf das britische Militär (obwohl sicherlich sehr reizvoll...) und bleiben den deutschen Spezialkräften treu.

 

Doch die Frage warum wir in letzter Zeit so viele britische Ausrüstungsgegenstände getestet haben ist berechtigt. Dazu muß man wissen dass deutsche und britische Verbände, insbesondere in der internationalen Fernspähschule enge Bande geknüpft hatten. Damals waren die Briten noch an der Fernspähschule in Weingarten beteiligt, was insbesondere für die deutschen Kräfte ein Gewinn war. So wundert es nicht dass die deutschen Fernspähkräfte auf ein reichhaltiges Sortiment von britischen Ausrüstungsgegenständen zurückgreifen konnten, insbesondere Smocks, Rucksäcke und anderen interessanten Kram. Warum? Nicht etwa wegen der besseren Tarnwirkung des DPM, sondern wegen der höheren Einsatztauglichkeit. Die Briten hatten schon lange vor der BW ein konzeptionell gutes Bekleidungsprogramm und Ausrüstung mit Detaillösungen von denen man in den Beschaffungsstellen der BW nicht zu träumen wagte. Für die Fernspähkräfte galt damals wie heute — benutzt wird was zweckmäßig ist. Häufig eben die (damals noch) überlegene DPM Ausrüstung.

 

Interessant eine Anekdote (die ich ebenfalls nur vom Hörensagen her kenne) die sich in Weingarten zugetragen haben soll — der Heeresinspekteur wurde erwartet und bekanntermaßen herrschte große Aufregung. Der Besuch lief soweit reibungslos, einige Kompanien waren angetreten und hörten sich an was der Staatsdiener zu sagen hatte. Am Ende seiner Rede fragte der Inspekteur — „Möchten Sie noch etwas vorbringen ?“ Alles schwieg, niemand wagte etwas zu sagen — bis aus den hinteren Reihen ein Mannschaftsdienstgrad rief: „Ich, Herr XYZ !“ Die Vorgesetzten wurden sofort aschfahl, und glaubten sich der Ohnmacht nahe. Sein Anliegen: „Die Rucksäcke sind viel zu klein!“ Der Inspekteur ließ sich diesen Missstand zeigen und stimmte zu - viel zu klein. Angeblich soll dieses Ereignis zur Einführung des BW Kampfrucksacks geführt haben, was ich jedoch bezweifle.

 

Wie dem auch sei, auch britische PLCE Rucksäcke wurden gerne von deutschen Fernspähern benutzt (damals noch in oliv) und nun wollen wir ihn euch vorstellen.

 

            

 

Der PLCE (Personal Load Carrying Equipment) ist Bestandteil der PLCE Ausrüstungslinie auch auch bekannt als Rucksack 90 Pattern (Infantry), DPM IRR. Im Detail: Rucksack 90 (Ausrüstungslinie) in DPM Tarn mit IRR (Infrarotunterdrückung).

 

Er wird an alle Kampftruppen ausgegeben und erfüllt somit die Funktion des Kampfrucksacks der Bundeswehr. In der Truppe und auf dem zivilen (britischen) Markt überwiegend als „Bergen“ bekannt, hat dieser Rucksack mittlerweile Kultstatus.

 

Auf den ersten Blick erinnert der PLCE an einen Berghaus Vulcan — nur die kleine Tasche an der Front, sowie die größeren Seitentaschen verraten den Unterschied. Doch auch andere Details fallen nach und nach auf. Obwohl der PLCE von der Höhe her kleiner erscheint als z.B. der Berghaus Vulcan, hat er dennoch ein Gesamtvolumen von 110 Litern —also 10 Liter mehr als Vulcan, Atlas und Konsorten. Dafür wiegt der leere Bergen auch 2,8 kg – mit Taschen und Tragegestell.

 

Das Volumen teilt sich grob wie folgt auf: 60 Liter Hauptfach / Rucksackkörper, jeweils 20 Liter pro Seitentasche sowie 5 Liter Deckelfach und 5 Liter Fronttasche. Das Material ist Cordura, sehr robust und wesentlich steifer als das eines Berghaus. Das Material wiegt 370 g/m² (320 g/m² Grundstoff and 50 g/m² Gummierung). Die obligatorische lnnengummierung ist natürlich vorhanden.

 

Gehen wir den Rucksack mal von oben nach unten durch:

Der Deckel ist in Manier des Vulcan fest mit dem Rücken des Bergen vernäht und ist mit einem seitlichen Gummizug versehen. Das schwerere und steifere Gewebe verleiht dem Deckel eine hohe Eigenstabilität. Er wird mit zwei Steckverschlüssen an der Front verschlossen.

 

         

 

Auf den Deckel aufgesetzt findet sich ein großes Deckelfach, welches sich seitlich mittels Reißverschluss öffnen lässt. Die Reisverschlüsse sind übrigens alle von YKK und sehr großzahnig, was sie unempfindlicher gegen Schmutz und Dreck macht. Auf der Innenseite des Deckels ist eine Innentasche für Dokumente oder andere flache Gegenstände untergebracht, ebenfalls mit Reißverschluss.

 

 

Der Rucksackkörper ist von einem dünnen Nylonstoff verschlossen, welcher über einen Schieber zu öffnen ist.

 

    

 

Er hat keine Unterteilung, ebenfalls existiert kein Schlafsackfach und damit natürlich auch keine Öffnung am unteren Rucksackende. Im Rucksackkörper ist der Zugang zum Tragesystem aus drei Schienen möglich. Er wird mit Druckknöpfen verschlossen und ähnelt in der Bauart dem britischen „Other Arms Rucksack.

 

    

 

Die Rucksackfront wird von zwei breiten Gurtbändern bestimmt, welche als Schlaufen angeordnet sind. So kann zusätzliche Ausrüstung (z.B. eine gerollte lsomatte) angebracht werden. Unverkennbares Merkmal des Bergen: die kleine Tasche an der unteren Front. Unter einer Abdeckung auf der Oberseite der Tasche versteckt sich ein Reißverschluss welcher die Tasche zu 2/3 zu öffnen st. Die Abdeckung hält über ein Klettband seine Position. Leider ist diese kleine Fronttasche (zur Aufbewahrung von Kleinzeug) nicht vom Rucksack trennbar.

 

              

 

Der Rucksackrücken ist einfach ausgefallen. Er ist stark gepolstert, jedoch als abgetrennte, gerade Wand gestaltet. Nicht der letzte Stand in Sachen Rückenergonomie. Die Rucksackträger verfügen natürlich über eine Anzugsverstellung —jedoch keinen Brustgurt. Sie sind gut gepolstert und robust, die Bänder enden in Schlingen zum besseren Bedienen. Der Hüftgurt ist schmal, aber ausreichend — er wird mit einem 5cm breiten Steckverschluss geschlossen Die Polsterung ist akzeptabel. Der Beckengurt verfügt jedoch über keine Anzugsversteilung. Der Tragekomfort ist ok, aber nicht überwältigend. Er kommt mit dem Komfort eines Cyclops II Systems natürlich nicht mit. Gerade voll gepackt (bei 110 Litern !) sicherlich gewöhnungsbedürftig. Jedoch ist das Rückengestänge recht solide und dürfte es dem Träger doch um einiges erleichtern.

 

    

 

Die Seitentaschen sind mit 20 Litern sehr voluminös. Das ist einerseits erfreulich, andererseits ist der Bergen damit auch sehr breit. Wesentlich breiter als ein Atlas und damit wesentlich schwieriger durch Engstellen wie Schonungen usw. zu bewegen.

 

         

 

Die Seitentaschen sind von oben zu öffnen und geben den schnörkellosen Innenraum frei. Die Taschen werden über eine Reißverschluss / Gurtband / Steckverschluss Kombination am Rucksack gehalten. Mittels dieser Gurtbänder kann der Bergen auch in seiner Tiefe komprimiert werden. Über den Seitentaschen ist ebenfalls ein Gurtband zur Adaption zusätzlicher Ausrüstung vernäht. Die Taschen an sich lassen sich wie üblich zu einem Daypack verbinden. Jedoch sind die PLCE Taschen nicht mit <leinen Rucksackträgern versehen — man benötigt ein zusätzliches Yoke (Tragegestell) um die Seitentaschen als Daypack nutzen zu können. In wiefern das sinnvoll ist, sei dahin gestellt da die Taschen selbst mit 20 Litern für wichtige Ausrüstung zu klein sind (Funkgeräte, San-Ausstattung usw.) Als 3rd Line A also ungeeignet.

 

         

 

Fazit: Der PLCE ist als neues Original nur schwer zu bekommen, selten unter 220 EUR. Es existieren jedoch viele Nachbauten von unterschiedlicher Qualität im Preissegment von 160 bis 60 EUR. Entgegengesetzt der langläufigen Meinung ist WebTex nicht der Hersteller des Originals.

Der Bergen ist robust, unverwüstlich und durchaus auch im anspruchsvolleren Einsatz benutzbar, Minuspunkte gibt es für den breiten Aufbau und das fehlende Schlafsackfach. Die Verarbeitung ist auf lange Haltbarkeit und weniger auf makellose Optik ausgelegt, hier bekommt man von Berghaus natürlich mehr geboten. Insgesamt jedoch ein Rucksack den man viele Jahre lang benutzen kann ohne sich Sorgen machen zu müssen dass etwas kaputt gehen könnte.

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