KATA MB-114 U (B2 Rucksack) Die Beschaffung der Bundeswehr ging und geht so manches Mal merkwürdige Wege. Im Falle des B2 Rucksacks führte dieser Weg nach Jerusalem, Israel zur dort ansässigen Firma KATA. Die Rucksäcke wurden noch zu Zeiten der Kommandokompanien beschafft. Pro Luftlandebrigade gab es ab 1990 eine Kommandoeinheit (Fallschirmjägerkompanie B1). Als diese aufgelöst wurden gingen die Rucksäcke ans Kommando Spezial Kräfte, in dem einige KdoKp aufgingen. Die israelischen Rucksäcke wurden extra für die Bundeswehr in flecktarn produziert (VersNr: 8465 12 343 2033). Neben KATA auch noch von Israel Military Products (IMP). Der Begriff B1 und B2 stammt höchstwahrscheinlich durch die Erstbeschaffung durch die Kommandokompanien. Der Stückpreis soll ich auf 1000 DM belaufen haben. Doch lange waren die B1/B2 Rucksäcke beim KSK nicht in Benutzung, sie wurden bald durch die Modelle von Berghaus abgelöst. Wie man hört waren die Jungs darüber nicht traurig, der B1/B2 hatte in der Truppe einen schlechten Ruf wegen seines Tragesystems. Wenn man so durch das Internet stöbert, fällt auf das es keinen Anbieter für den Rucksack mehr gibt, keine Bilder und nur wenig Information. Damit wollen wir jetzt Schluß machen! Der B2 ist ein 100 Liter Toploader. Er fällt insgesamt höher, aber auch schmaler (in den Seiten) aus als der Atlas, dennoch wirkt er im Vergleich zum Atlas wesentlich größer und gewaltiger. Allein der Hüftgurt ist gut das Doppelte des Atlas. Das ist auf den Bildern mit dem (leeren) Atlas gut zu erkennen. Das Material besteht aus einem sehr weichen und leichten, innengummierten Cordura. Alle Nähte, Riemen, Schnallen sind hochwertig und haben eine hohe Haltbarkeit. Vom Verarbeitungsniveau kann man den B2 einem Berghaus gleich setzen. Im Vergleich zum Berghaus ist das Corduramaterial wesentlich dünner - was sich sicherlich auch auf die Haltbarkeit auswirken wird. Wer glaubt das der Rucksack deshalb auch leichter ist, der irrt. Mit 4400 Gramm wiegt der leere B2 satte 1000 Gramm mehr als der Berghaus Atlas. Der ganze Rucksack hat zahlreiche Gimmicks und ist überraschend wandlungsfähig. Leider stehen mir keine genauen Herstellerwerte bezüglich der Raumaufteilung zur Verfügung, also werde ich aus Erfahrungswerten schätzen oder Vergleiche anbringen. Beginnen wir von oben nach unten: Der Deckel. Der ist nicht abnehmbar oder verstellbar, was zunächst ein Minuspunkt ist. Anders als beim britischen PLCE z.B. ist der Deckel direkt in den Rucksackkörper eingenäht - nicht nur aufgenäht. Man kann in also nicht ohne Materialverlust abtrennen, ein Umbau der beim PLCE ja spielend möglich ist. Der Deckel verfügt über die obligatorischen seitlichen Gummizüge und wird über zwei Fastex Verschlüsse an der Vorderseite geschlossen. Auf dem Deckel prangt eine aufgesetzte Tasche, ähnlich wie beim PLCE / Vulcan. Die Dimensionen sind gefüllt mit 23x23x14 cm um einiges größer. Die Tasche wird mittels Riemen und Steckverschluß und zusätzlich noch mit frontalem und seitlichem Klett geschlossen. Das ermöglicht die (dem Rücken zugewandte Seite) vollständig zu öffnen. Sie erinnert an die Rückentaschen von manchen israelischen Kampfmittelwesten, ich vermute es ist eine Einheitstasche zur Unterbringung eines spezifischen Ausrüstungsgegenstands. Ein integrierter D-Ring und Hakenclip in der Tasche stützen diese These. Im Leerzustand läßt sich die Tasche vollständig flach anlegen, die Art der Nähte bzw. der Materialverarbeitung begünstigt ein Zusammenfallen der leeren Tasche. Ein weiter hinten angebrachter Steckverschluß fixiert diese dann im Leerzustand. Doch die Tasche bietet noch mehr. An der Vorderseite verbirgt sich in einer kleinen, versteckten Tasche eine Helmspinne. Diese ist jedoch nur sinnvoll bei leerer Tasche benutzbar, oder man staucht den Inhalt so zusammen das er in den Helm passt. Die Verbindung zum Rucksackkörper wird wie geschrieben vorn (wie üblich) mit zwei Steckverschlüssen hergestellt. Auf der Rückseite befindet sich wie beim Vulcan eine "Dehnfalte" Doch anders als beim Vulcan ist es beim B2 möglich zwei Metallstreben (links und rechts) in eine Verstrebung zu stecken und die Dehnfalte so zu fixieren. Im Endeffekt vergrößert man damit das Volumen, man verlängert den Rucksack um gut 14cm nach oben. Das ist möglich weil es keinen Abschluß des Rucksacks nach oben gibt. Bei den meisten mir bekannten Rucksäcken endet der Rucksackkörper an der oberen Öffnung. Diese wird meist von einem dünneren Nylongewebe ringförmig verschlossen und mit Tanka gesichert. Aber nicht beim B2, das Rucksackgewebe wird selbst zum Verschluß. Ähnlich ist dieses System (dann aber ohne Deckel) bei den meisten Seesäcken zu finden. Daher sicher auch der weitverbreitete Ausspruch ein B1/B2 wäre ein besserer Seesack. Die Ösen zum Verschließen sind gewaltig ausgefallen, hier hätte es auch weniger sein dürfen. Gehalten wir dieses Gebilder von einer interessanten, gegenläufigen Tankavariante. Den oben angesprochenen, fehlenden Übergang zwischen Rucksackkörper und Abdeckung bildet beim B2 ein mittels zwei Schnallen verstellbares Gurtband. Eine sehr kräftige und stabile Möglichkeit. Der Rucksackkörper an sich ist schlicht gehalten und weist nichts auf über das man gesondert berichten müsste. Nur die Innenausstattung ist erwähnenswert. Dort befindet sich (vergleichbar etwa mit dem amerikanischen ALICE Rucksack) eine oben offene Innentasche mit den großen Maßen 35x25x13cm. Die Tasche wird über zwei Schnallen geschlossen bzw. reguliert. Obwohl die BW Isomatte reinpasst, ist die Tasche zweifelsfrei nicht dazu gedacht diese aufzunehmen. Wahrscheinlicher ist hier ein Funkgerät oder ein anderer, schwerer Gegenstand da die Lage der Tasche von der Gewichtsverteilung her für die schweren Lasten ausgelegt ist. Zurück zur Aussenseite. Direkt oberhalb des Schlafsackfachs befindet sich (ähnlich wie beim PLCE) eine aufgesetzte Tasche. Doch erneut ist die des B2 einiges Größer. Mit den Maßen 25x22x7cm kann man dort problemlos die Nässeschutzjacke oder ein kleines Tarnnetz etc unterbringen. Die Tasche kann mittels Reissverschluß bis zur Hälfte geöffnet werden. Die ovale Oberschale hilft dabei. Kommen wir zu den Seitentaschen. Die sind beim B2 abnehmbar, beim B1 fest montiert. Die Taschen des B2 halten ausschließlich über zwei Reißverschlüsse und jeweils zwei Riemen, anders als beim PLCE kommt er ohne Steckschließen klar. Die Seitentaschen sind gut 7cm länger als die PLCE/Berghaus Taschen und NICHT kompatibel. Einmal wegen der unterschiedlichen RV-Länge und zum anderen weil die Richtung der Reißverschlüsse unterschiedlich ist. Sie verlaufen wie die ganz alten Berghaus Rucksäcke. Und zum letzten sind die B2 Taschen einiges breiter. Die eine Tasche ist eine flache Schlauchtasche. Die Öffnung sowie der Deckel sind mit Gummizug verstärkt. Der Verschluss erfolgt über einen Steckverschluß. Das Volumen ist recht gering, einen Hauch weniger als eine Berhaus Vulcan Tasche. Das ist der flachen Konstruktion geschuldet. Die Tasche ist ideal für eine Trinkblase, Platypus etc geeignet, jedoch nicht für sperrige Lasten. Auf der Rückseite befinden sich zwei 50mm Gurtbänder und zwei Riemen so daß man die Seitentasche als Minirucksack, z.B. als Escapepack nutzen kann. Auf der Vorderseite sind zwei (sehr robuste) Plastikschnallen aufgenäht durch die man zwei dazugehörige Gurtbänder schieben kann. So kann man die Tasche entweder komplett anlegen oder die Ladung ordentlich festzurren. Erstaunlicher Weise sind diese Gurte direkt mit dem Tragesystem verbunden, dazu später mehr. Die andere Tasche ähnelt im Aufbau der Ersten, ist jedoch zweigeteilt. die beiden Taschen fassen das Volumen einer MG3-Gurtkiste aus Plastik (120 Schuß) aber nur mit etwas Fummelei und sanfter Gewalt. Ich glaube daher nicht das dies der originäre Verwendungszweck ist. Auch diese Taschen sind mit Gummizug verstärkt und verfügen über die Kompressionsmöglichkeiten. Natürlich lassen sich beide Seitentaschen mit einander verbinden und so zu einem großen Escapepack zusammenführen. Dieser ist dann allerdings recht breit und unbequem zu tragen. Bewegen wir uns am Rucksack weiter nach unten, stoßen wir auf das Schlafsackfach. Dabei handelt es sich mal um eine ganz ausgefallene Konstruktion. Wie üblich ist es von innen vom Hauptfach abgetrennt, aber zu öffnen (siehe Berghaus Vulcan/Atlas). Von Außen öffnet man das Schlafsackfach jedoch über eine Dreieckkonstruktion die mit Reissverschluß geschlossen und mit Steckverschlüssen gehalten wird. Einen normalen Schlafsack bekommt man sicherlich durch die Dreiecksöffnung durch, beim dicken Winterschlafsack kann man das aber vergessen. Kompression hin oder her. Anders als bei den gängigen Rucksäcken ist es beim B2 aber nicht vorgesehen den Schlafsack quer zu lagern, sondern eher senkrecht, was aufgrund der schmalen Konstruktion auch nicht anders geht. Das kostet zwar nach oben mehr Platz, spart aber Gefummel. Insgesamt ist das Schlafsackfach doch eher gewöhnungsbedürftig und Geschmackssache. An den äußeren Seiten des Schlafsackfachs finden sich übrigens sowohl links als auch rechts noch kleine, schmale Einschubtaschen wie z.B. bei manchen TT Modellen. Diese sind sogar mit einer Ablauföse versehen. Kommen wir zum viel kritisierten Tragesystem. Das Gesamte System ist schwarz und mit einem robusten, schwarzen Stoff bzw. Netzgewebe bezogen. Das äussere Tragesystem besteht aus drei Teilen: den Rucksackträgern, dem Rückenpolster sowie dem Hüftgurt nebst Polster. Interessant hierbei: alle Teile des Tragesystems lassen sich entfernen. Tut man dies kann man einen Blick auf das innere Tragesystem erhaschen. Das innere Tragesystem besteht aus zwei 3cm breiten Aluminiumstreifen. Sie vollführen eine leichte Wölbung am Rücken, leider ist es mir nicht möglich festzustellen ob dies beabsichtigt (also von Werk aus) so ist oder ob sich die Verstrebungen mit der Zeit seinem Träger angepasst haben. Ich vermute jedoch ersteres. Die Rucksackträger sind aufeinander genäht und mittels einem Gurtband/Dreisteg-System am Rucksack befestigt. Das bedeutet die Rucksackträger halten nur in Mittelposition am Rucksackkörper. Unterstützt werden sie durch die obligatorischen Verstellriemen oberhalb. Dieses System wird in ähnlicher Weise auch bei vielen TT Rucksäcken angewandt. Das Grundproblem bleibt jedoch - durch die "Ein-Punkt-Fixierung" schlackert der Rucksack etwas mehr als ein vergleichbarer Atlas. Weit verbreitet ist die Meinung das dieser Rucksack kein Verstellbares Rückensystem hat und daher nur für Personen mit großer Körpergröße geeignet ist. Das ist jedoch falsch. Er verfügt über ein ähnliches Leitersystem zur Längenverstellung wie z.B. der TT Fernspäh oder der TT Einzelkämpfer. Um da jedoch ran zu kommen, muß man erst die Rückenpolsterung entfernen, was dank Schnallen und Riemen keine Hürde darstellt. Fest steht aber auch - je weiter unten man die Rucksackträger anbringt - je weiter man den Fixierungspunkt also von den beiden Verstellriemen entfernt - desto größer wird die Bewegung im System. Und damit auch das Schlackern. Der Hüftgurt ist robust und gut gepolstert, er lässt sich komplett abnehmen. Wozu das gut sein soll ist mir schleierhaft. Auf die Seiten des Hüftgurts ist jeweils ein nach oben gerichteter D-Ring angenäht. Wozu dieser dient ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Ein Trageversuch mit durchgezogener Rucksackträgerverstellung stellte sich als Fehlschlag heraus. Das Gurtband das für den Steckverschluss verwendet wurde ist sehr weich. Unter Belastung (also beim Tragen) hat es dadurch guten "Grip", entlastet neigt es dazu sich aus seinen Halterungen zu mogeln. Fazit: Der B2 wird nicht mehr hergestellt und das schon gar nicht in Flecktarn. Wenn man es so nimmt handelt es sich also um ein Sammlerstück. Er bietet viele interessante Features, besonders die zahlreichen Außentaschen für Kleinkram sind praktisch. Das Material ist nicht optimal gewählt, ein etwas festeres Gewebe wäre wünschenswert gewesen. Das Tragegestell entspricht natürlich nicht mehr dem modernen Stand und ist auch nicht das beste auf dem Markt. Trotzdem halte ich es für unterschätzt, nutzt man erstmal alle Verstellmöglichkeiten. Insgesamt ein schöner, leichter Rucksack mit dem man durchaus seinen Spaß haben kann. Wer also durch Zufall an einen rankommt - der kann zuschlagen. Wer einen Rucksack für den Einsatz benötigt, der ist jedoch mit dem Atlas besser beraten.
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